München Venedig - eine andere Sichtweise Teil 1
Ludwig, Donnerstag, 01. September 2011, 08:15 (vor 4832 Tagen)
Hier ein Auszug von meinen Übernachtungen:
Tutzinger Hütte: trotz massivem Zulauf und Tagesgeschäft - professionell , freundlich und herzlich. Nette Räumlichkeiten. Mein absoluter Favorit unter den besuchten Hütten.
Vorderriß: Gasthof zur Post: arrogante Wirtin, die einen unangemeldeten Wander nur mit wortlosem Augenverdrehen bedachte. Lager: ein Hund in einer Hundehütte hat wahrscheinlich mehr Platz.
Karwendelhaus: Wirt freundlich, Personal ausgesucht höflich und bemüht, krasses Mißverhältnis zwischen Anzahl der Betten und der Anzahl der Sitzplätze im Gastraum. Das Lager: ca. 50 Schlafplätze in einem netten Ambiente. Aber: die Belüftung: eine einzige Katastrophe, da müsste kräftig nachgebessert werden. Hüttenflair gleich null, eher Massenabfertigung wie in einer Jugendherberge.
Hallerangerhaus: Nett und zeitgemäße Lager mit ca. 6 Matratzen
Vordertalhütte: Sehr nett und herzlich
Lizumer Hütte: hat das Wort Hütte nicht mehr verdient, Hotel wäre wohl besser geeignet. Wirtsleute haben ihren eigenen Charme, der im alten Forum schon Stein des Anstosses war.
Spannagelhaus: Nette Wirtsleute , sehr nettes Ambiente
Olperer Hütte: hat den Namen Hütte nicht verdient, Hotel ist angemessen, Ambiente: von Tagestouristen überlaufen daher trotz einmaliger Lage recht wenig Charme, Wirtsleute trotz des enormen Stresses, absolut professsionell und freundlich, wenn auch bemüht.
Pfitscher Joch Haus: hat mich persönlich am meisten beeindruckt wegen der Gelasseneheit und Freundlichkeit mit der der Wanderer hier bedacht wurde. Auch als der Eingangsbereich und die Gaststube schon im Wasser standen, wegen der ständig tropfnassen Wanderer und Biker, die ständig hereinkamen, blieb jeder gelassen und freundlich. Generell hatte ich den Eindruck, dass in Südtirol die Landsleute um einiges freundlicher sind als ihre Landesnachbarn. Netter Hüttencharme
Pfunders: Schneiderhof, hat mich sehr beeindruckt, Wirtsleute, die ihre eigenen Räumlichkeiten im Sommer hergeben um sich so ein Zubrot zu verdienen, absolut nett und zuvorkommend.
Kreuzwiesenalm: Auf den ersten Blick nett, auf den 2. Nicht mehr so nett. Wirft man einen Blick auf das Lager, muss man erstmal eine so steile Stiege heraufkrabbeln, dann warten im Lager kniehohe Balken am Boden wo man erstmal rüberkrabbeln muss, danach warten dann in ca. 1,60 m Höhe waagerechte Dachbalken wo sich während einer Nacht nicht nur eine Person die Rübe gestossen hat.
In Deutschland wäre das Lager schon längst dichtgemacht worden. Unten für 30 Personen nur ein Klo, in dem dann sinnigerweise auch noch die einzige Dusche untergebracht war.
Fazit: fast die Hälfte der Hütten haben den Spass an der Wanderung getrübt. Häufig verhält sich die Freundlichkeit der Wirtsleute umgekehrt proportional zu den Besuchszahlen.
München Venedig - eine andere Sichtweise Teil 2
Ludwig, Donnerstag, 01. September 2011, 08:17 (vor 4832 Tagen) @ Ludwig
Einige Wirtsleute haben mir berichtet, dass es mittlerweile wohl einen richtigen München Venedig Hype gibt, Jahr zu Jahr werden es mehr Wanderer Man chillt nicht mehr im All inclusive Club, sondern man gönnt sich mal München Venedig. Am besten noch mit Livetracking und Heiratsantrag für alle zum mitverfolgen im Internet . Diesen Eindruck vom Hype hatte ich auch. Da war recht wenig mit Herzlichkeit und Aufgeschlossenheit unter den Gruppen. Eher wie im richtigen Leben: Ein Grüpchen ist untereinander herzlich aber Kontakt zu den anderern muss ja nun nicht wirklich nicht sein. Dementsprechend ist ein zünftiger Hüttenabend, wie er auf vielen Homepages von diversen Vereinen oder Reiseveranstaltern gepriesen wird, nur Wunschgedanke. Ein Hüttenwirt berichtete, dass der Frühstücksraum zwar eigentlich groß genug für alle sei, da aber an jedem Tisch ein Pärchen für sich saß und keinen bei sich am Tisch haben wollte, hat dann der Platz dann doch nicht gelangt und der Wirt musste dann mal eingreifen . Trotzdem habe ich auch durchaus nette Bekanntschaften gemacht. Allerdings war ich dann auch einmal froh, einen Ruhetag einlegen zu müssen. Dies hatte den Vorteil, dass ich einige arrogante Dummwafer, die ich einige Tage jeden Abend miterleben musste, nun in sicherem Abstand von einer Tageslänge vor mir wusste.
Teilweise hab ich den Kopf geschüttelt über so manchen Wanderer: Top Ausrüstung, aber mit einer Kondition und einem Übergewicht zum Fürchten.
Ich frage mich wann es den ersten echten Unfall auf dem Weg München Venedig gibt.
Diesen Wanderern sei an dieser Stelle mal gesagt: mit Wandern in den Alpen hat die Sache nur zu 5% zu tun. 95 % sind schweißtreibende Aufstiege oder Abstiege über Wege, die den Namen Weg nicht verdient haben. Blockgestein, Schotter, Wurzeln, kniehohe Stufen sind da schon eher der Alltag. Bei den Aufstiegen hat man den Eindruck eine wandelnde Sprinkleranlage zu sein. ¼ der Wanderer hatten dann auch eine Erkältung, weil der Wind in 2.000 m Höhe eben doch recht pfeift.
Wenn also die Wanderführer alpine Erfahrungen voraussetzen für die M-V Wanderung, dann absolut zu Recht.
Immer wieder gab es Wegmarkierungen in Form von Snickersverpackungen oder Müsliriegelverpackungen und an einer Bank lagen im Gras dann auch die Abfälle von Blasenpflastern.
Ludwig Grassler hatte das Privileg den Weg entdeckt zu haben, und hat die Wanderung in einer Zeit gemacht in der noch niemand genervt war von Wanderern, und wo sich die Wanderer nicht gegenseitig genervt haben und wo Fernwandern noch den Charme hatte, den Ludwig Grassler als so wundervoll beschrieben hat.
Heute erinnert bei weitem nicht mehr so viel an diese Zeiten. Aber schön war es trotzdem und nächstes Jahr werde ich mit meinem Sohn eine Mehrtageswanderung durch die Dolomiten machen. Wenn möglich jedoch nicht im August, sondern zu einer Zeit, wo der Hype weniger ausgeprägt ist.
München Venedig - eine andere Sichtweise Teil 2
Jan , Freiburg, Donnerstag, 01. September 2011, 12:09 (vor 4832 Tagen) @ Ludwig
Hallo Ludwig,
schade, dass du deinen Mü-Ve-Trip so erlebt hast. Ich hatte 2006 fast ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. Ich hatte immer wieder andere Mü-Ve-Wanderer kennen gelernt, mit denen ich z.T. einige Etappen gemeinsam gegangen bin oder mit denen ich Abends auf der Hütte Spaß hatte oder mit denen ich in einem tollen Restaurant in Belluno den Abschluss der Alpenetappen gefeiert habe. Wenn ich mal andere Wanderer für ein oder zwei Tage aus den Augen verloren hatte (weil ich teilweise auch gezeltet hatte), war die Freude über das Wiedersehen groß.
Genauso nette Begegnungen hatte ich mit den Menschen am Wegesrand. Da war z.B. die Bäuerin in der Jachenau, die mir meinen Wassersack aufgefüllt und mich auf ihrer Wiese hat zelten lassen. Oder die Wirtin einer Pension kurz hinter Hinterriß, die mich in ihrem Garten hat zelten lassen, obwohl die Pension wegen Renovierung eigentlich geschlossen war. Oder die Wirtin eines Restaurants am Alleghe-See, die mich umsonst in einem Zimmer im Angestellten-Trakt hat übernachten lassen, obwohl sie sonst eigentlich keine Zimmer vermietet. Oder die Familie, die mich bei Fossalta die Piave in ihrer Garage hat übernachten lassen und mich üppigst mit Abendbrot und Frühstück versorgt hat. Oder der nette Italiener, der mich bei San Michele in seinem Vorgarten hat zelten lassen.
Auch die Hüttenwirte habe ich in der überwiegenden Zahl als überaus hilfsbereit und freundlich erlebt. Besonders hervorheben möchte ich hier unter den vielen das Brauneck-Haus und sein überaus nettes Wirtspaar, das Pfitscher-Joch-Haus mit seinem gelassenen Personal, das Rif. Castiglioni am Fedaiasee mit seinem leckeren Essen, das Rif. San Sebastiano am Passo Duran mit seinem Service, das Klettersteigset entgegen zu nehmen, oder das tolle Rif. Pian de Fontana. Einzige unrühmliche Ausnahmen waren die Glungezer Hütte, die morgens einen riesigen Aufstand gemacht haben, weil ich mich selbst verpflegt hatte (hier gibt es aber meines Wissens mittlerweile neue Pächter), die Lizumer Hütte, weil sie mit Selbstversorgern auch nicht besonders nett umging (ansonsten war die Hütte top, sehr nette Hüttenwirte und fantastisches Essen), sowie das Rif. 5° Alpini, bei der ich den Hüttenwirt als sehr unfreundlich erlebt hatte (der Zustand dieser etwas speziellen Hütte ist hier im Forum ja schon erschöpfend diskutiert worden).
Ich wünsche euch allen, dass euer Weg ebenfalls zu einem einmaligen Erlebnis wird.
Herzliche Grüße,
Jan.
Noch eine andere Sichtweise
AV Tirol , Hall in Tirol, Freitag, 09. September 2011, 23:39 (vor 4824 Tagen) @ Ludwig
Hallo! Selten habe ich einen so sauren Eindruck eines Mü-Ve-Gehers nach vollbrachter Tat gelesen, (leider erst jetzt, sonst hätt ich schon unverzüglich geantwortet. Bin selbst eineinhalb Mal gegangen, manche Abschnitte gehe ich jährlich. Bin sehr viel auf unseren Hütten, in denen V-Geher einkehren. Tut mir irgendwie leid für Ludwig, dass die Tour so negative Eindrücke hinterlassen hat. Mein subjektiver Eindruck ist jährlich, dass sich 99 % über die Tour sehr positiv und erfüllt äußern.
Ich halte auch nichts von diesen höchstpersönlichen Hütteneindrücken hier im Forum, die natürlich nur sehr subjektiv gehalten sein können, von ganz unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnissen ausgehen. Auf keiner Hütte ist es jedes Jahr und jeden Tag gleich. Solch subjektive Erfahrungen, die ein Gesamturteil unterstellen, noch dazu , wenn sie wie bei Jan 5 Jahre zurückliegen, bringen nichts, sorgen nur für Missstimmung, Irritation und Verärgerung . Ich kann im Einzelfall nicht nachvollziehen, warum etwas so positiv oder negativ drüber gekommen ist. Pauschales Schlechtreden von AV-Hütten ist unangebracht, weil ich weiß, wie sehr sich die einzelnen Hüttenpächter und Wirte/innen sowie die hüttenbesitzenden AV-Sektionen bemühen, dass alles für den Gast möglichst positiv abläuft. Nur ein zufriedener Hüttengast ist ein guter Gast – und kommt vielleicht wieder. Ich spreche hier von Tirol, wo ich für 38 OeAV-Hütten zuständig bin und alle selbst aus eigenen Erfahrungen kenne. Es wird immer weder einzelne Ausrutscher geben, weil unterschiedliches Niveau und unterschiedliche Erwartungen. Im Einzelnen will ich zur Hüttenkritik nichts sagen, denke mir nur meinen Teil.
Nur: Einmal ist die Glungezerhütte ausgelassen, die sich sehr professionell um ihre Gäste bemüht, unter schwierigsten Bedingungen wirtschaften muss (höchstgelegene OeAV Hütte in Nordtirol).
Die Lizumerhütte als „Hotel“ zu bezeichnen, ist schlichter Nonsens, um es vorsichtig zu sagen. Nur weil hier eine Hütte, auf grund von Behördenvorschriften und Gästekritik in Sachen Brandschutz, Hygiene, Massenlager, Gewerbebehörde etc. den Wünschen der Hüttengäste angepasst wurde, der Altbestand komplett erhalten blieb, der Bettentrakt neu gebaut werden musste, weil er behördlich gesperrt worden wäre, alles in Holz ausgeführt (das vor der Hüttentüre nachwächst), und in Stein gehalten ist, der vor der Hütte lagert, mit mittlerweile 3 Duschen (weil 2 bei 80 Schlafstellen zu wenig waren, und genügend Wasser vorhanden ist) – und die Küche in Nirosta ausgeführt werden musst, wegen Hygiene usw. Alle Betten in Zimmerlagern und Zimmern sind einfache Stockbetten aus Holz, ohne Bettwäsche, jeder braucht seinen Hüttenschlafsack. Nur das Stiegenhaus musst in Beton wegen Brandschutz und als Brandabschnitt ausgeführt werden.
Deshalb gilt die Lizumerhütte in DAV und OeAV als Musterbeispiel für eine gelungene Hüttensanierung und Vorzeigeprojekt. Wo bitte ist da das „Hotel“?- Also bitte mehr Infos einholen, bevor man so was hinknallt und mehr Sachlichkeit.
Nicht von ungefähr werden die Lizumerhütte und seit heuer auch die Glungezerhütte von den tausenden Hüttengästen als eine der besten Hütten zwischen Mü und Venedig gelobt. Zur überhand nehmenden, organisierten und völlig unbedachten Unsitte der Selbstversorgerei und Schnorrerei will ich hier derzeit nichts sagen; es gibt bei den Wirten immer Verständnis, wenn einer wirklich nichts hat, in Ausbildung ist. Nur soviel: Nur die Alpenvereinshütten mit ihren Sektionen und Mitgliedern sorgen in Eigenregie durch ehrenamtliche Helfer für die ständige, mühsame Instandhaltung der alpinen Wege und Steige, für Betafelung, Markierung, Pflege und diverses Service, nicht die Privathütten oder andere, wie Voldertalhütte (Naturfreunde). Und zu bedenken: Eine einzige WC-Spülung auf einer hochgelegenen Hütte kostet, inkl. Errichtung, Wasserhochbehälter, Ver- u. Entsorgungsleitung und Benützungsgebühr, Steuern und Abgaben an Gemeinde für Wasser u. Abwasser, 4 – 5 Euro!
Lassen wir also die Kirche im Dorf, und freuen uns über diese Gäste, die die Hütte zufriedengestellt und gut betreut verlassen und in guter Erinnerung behalten und so gerne wiederkommen.
Gerald Aichner, OeAV Tirol Vorsitzender. www.tuxeralpen.at www.alpenverein.at/tirol
Noch eine andere Sichtweise
Jan , Freiburg, Samstag, 10. September 2011, 17:28 (vor 4823 Tagen) @ AV Tirol
Zur überhand nehmenden, organisierten und völlig unbedachten Unsitte der Selbstversorgerei und Schnorrerei will ich hier derzeit nichts sagen;...
Ich glaube, das sagt alles, wie beim ÖAV Tirol und seinen Hütten (und nur dort!) mit dem "schnorrenden Pack der Selbstversorger" umgegangen wird. Meine Erfahrung ist, dass weit mehr als 90% der Hüttengäste in der Hütte (reichlich) konsumieren und nur vereinzelt AV-Mitglieder von ihrem RECHT Gebrauch machen, ihr eigenes Essen zu verzehren. Ich finde es eine bodenlose Frechheit, dass ich sowohl auf der Glungezer Hütte als auch auf der Lizumer Hütte als AV-Mitglied derart unfreundlich gegängelt worden bin, weil ich morgens nur Tee bestellt und ansonsten mein eigenes Frühstück verzehrt habe, und das, nachdem ich am Abend zuvor reichlich konsumiert und für meinen gesamten Aufenthalt gut 30 € entrichtet hatte.
...es gibt bei den Wirten immer Verständnis, wenn einer wirklich nichts hat, in Ausbildung ist.
Soso, muss ich mich erst als armer Schlucker ausweisen, damit ich als Selbstversorger toleriert werde? Ich hatte bisher gedacht, dass dafür laut Satzung mein AV-Ausweis ausreicht...
Ich frage mich, wo diese Entwicklung hinführen soll. Sollen in Zukunft nur noch die Menschen die Berge erleben dürfen, die es sich finanziell leisten können? Ich finde, der DAV als gemeinnützige Organisation hat auch eine soziale Aufgabe und dafür zu sorgen, dass alle seine Mitglieder sich einen Aufenthalt in den Bergen leisten können. Bei einigen geht das halt nur dadurch, dass sie sich selbst versorgen.
Auf keiner anderen Hütte auf dem Weg nach Venedig habe ich Hüttenwirte erlebt, die ein Problem mit Selbstversorgern hatten. Auf dem Rif. Pian de Fontana konnte ich mich z.B. ganz frei entscheiden, ob ich ein Frühstück einnehme oder nicht. Und ich durfte trotzdem mit den anderen Gästen an einem Tisch sitzen. Ich frage mich, wie die überleben, wenn die Selbstversorger in Tirol offensichtlich für das Hungertuch der Hüttenwirte verantwortlich sind.
Just my 2cents.
Noch eine andere Sichtweise
Gerhard, Samstag, 10. September 2011, 19:10 (vor 4823 Tagen) @ AV Tirol
der AV Hall hat wohl Probleme mit Kritik. Ja, gelobt werden darf immer, aber Kritik, nein, die wollen wir bitteschön nicht hören, es ist m. E. völlig in Ordnung, den Weg und die Hütten auch mal aus kritischer Sicht zu betrachten. Und Ludwig hat vollkommen recht, wenn er wehmüitg feststellt, dass die Route und die Hütten heute ganz anders erlebt werden müssen als damals und heute zahlen auch die Hütten ihren Tribut an den stetig wachsenen Strom der Wanderer. Das wegreden zu wollen und nur darauf zu schimpfen, dass jemand Kritik übt und dann noch Selbstversorger als Schnorrer zu bezeichnen finde ich schlichtweg nicht in Ordnung
München Venedig - eine andere Sichtweise Teil 1
AV Tirol , Tirol, Samstag, 10. September 2011, 23:53 (vor 4823 Tagen) @ Ludwig
Antwort teil 1
Hallo Jan und Gerhard! Mir war klar, dass sich auf Grund meiner Zeilen sofort wieder die Selbstversorger-Lobby melden wird. Ich habe das auch beabsichtigt, weil dieser Zustand langsam unerträglich wird.
Zu Gerhard: Man sollte einfach bei den Fakten bleiben. Die Lizumerhütte ist im Hüttentest die am meisten bewertete und eine der besten. Das sind Fakten, nicht von mir oder vom AV erfunden, sondern von (überwiegend) deutschen Hüttengästen. Wir zahlen mit unseren Hütten keinen „Tribut“ an die mehr gewordenen Mü-V-Wanderer. Ich bin selbst ein und ein halbes Mal die Route gegangen, bin jährlich auf Teilstücken unterwegs und rede mit sehr vielen dieser Wanderer auf den Hütten, die durchwegs ein sehr positives Erleben für sich konstatieren. Das es jemandem nicht gefällt, mag sein, ich hab gesagt, Ludwig tut mir leid, dass ER das nicht so empfindet wie die allermeisten anderen. Faktum ist weiters, dass mehr als 90 % der M-V-Wanderer und anderen Hütten-Trekkinggeher (Inntaler Höhenweg, Zentralalpenweg, Adlerweg und Via Alpina) auf den beiden genannten Hütten sehr zufrieden sind. Das belegen Rückmeldungen im web-Gästebuch der Hütten (www.glungezer.at), im Hüttentest, auf diversen Foren und direkt Mails an die Wirte. Also was solls? Wir lassen uns sicher nicht von einigen wenigen unsere (genannten) Hütten schlechtreden.
Ad Jan: Du irrst mit deinen 90 Prozent, auf unseren Hütten beträgt der Prozentsatz im Sommer 25 – 30 % Selbstversorger, Tendenz steigend. Im Winter ist es ganz anders. Du irrst ferner, dass sich das Problem nur bei den Tiroler OeAV Hütten bemerkbar macht, falsch es ist das gleiche auf den DAV Hütten, deren WirtInnen sich ebenso immer wieder an mich wenden, hier Abhilfe zu schaffen.
Du willst, wie viele andere, nicht zur Kenntnis nehmen, dass es eine quasi organisierte Selbstversorgerei gibt und eine unbedachte, unreflektierte und eine, die von falschen zahlen/Kosten ausgeht. Im letzten Sommer hab ich auf einer dieser Hütten ein deutsches Pärchen getroffen, sie mit noch 24 von 30 im outdoor shop eingekauften Paketen Elchfleisch um 10 Euro (lt.Packungsaufschrift), die bis Venedig reichen sollten. Er mit ähnlichem fastfood, im Tal noch schnell im Supermarkt gekauft. Beides wesentlich teurer als eine ordentliches Bergsteigeressen, das wir anbieten (nicht Würstchen mit Pürree) um 6.90 € oder noch günstiger Knödelsuppe, Knödel mit Kraut etc. Also allein die finanzielle Berechnung ist total falsch.
2. glauben viele GeherInnen irrtümlich, man könne sich auf Hütten generell selbst versorgen. Irrtum, Erstens ist es nur AV-Mitgliedern möglich, und auch von denen erwarten sich hüttenbesitzende Sektionen wie die Gesamtvereine DAV und OeAV Solidarität mit den Hütten, und zuallermindest den von DAV und OeAV gemeinsam beschlossenen Infrastrukturbeitrag von 2.50 € pro Gast und pro Tag zu begleichen. ¾ dieser Leute bezahlen das nicht, es ist stets eine Streiterei, wobei der Betrag geradezu lächerlich klein ist im Vergleich, was diese auf der Hütte kostenlos genießen wollen und auch darauf pochen.
Und Du bist genau so einer wie die 30 %, die glauben, mit der Bestellung von einem Teewasser den Begriff der „Konsumation“, wie er in der Hüttenordnung festgelegt worden ist, „wenn ein Mitglied nichts konsumiert“, umgehen zu können?.
Du ignorierst beharrlich die Kosten, die mit einem Hüttenbetrieb verbunden sind. Es ist für unsere Sektionen und Mitglieder nicht einsehbar, dass allein die Mitglieder eine Sektion, die nun mal eine Hütte zu erhalten hat, für diesen Aufwand aufkommen, ohne dass weder der Selbstversorgergast das seine dazu beiträgt, noch der Gesamtverein. Oder glaubst Du gar, dass der DAV unseren Hütten in Tirol als Ausgleich für die Selbstversorger etwas zuschießt?
Teil 2 folgt
München Venedig - eine andere Sichtweise Teil 1
AV Tirol , Tirol, Samstag, 10. September 2011, 23:56 (vor 4823 Tagen) @ AV Tirol
teil 2
Der Alpenverein ist keine Caritas, die meisten, die sich selbst versorgen, lügen sich in die eigene Geldtasche. Ich weiß von unseren WirtInnen, dass sie jederzeit Gäste unentgeltlich versorgen und von den Sektionen aus kostenlos nächtigen lassen, wenn jemandem das Geld irgendwie ausgegangen ist, wenn sich junge Leute in Ausbildung auf den Hütten bewegen oder wenn zB jemand oder eine gruppe vom Schlechtwetter überrascht wird, in eine Hütte muss und vielleicht länger bleiben muss. Da wird immer ausgeholfen.
Aber ansonsten gibt es kein Verständnis, wenn es manche geradezu darauf anlegen, nichts bezahlen zu müssen. München-Venedig ist kein Selbstversorgertripp, auch wenn das in div. Foren zu dargestellt und empfohlen wird.
Es gibt organsierte Bergreisen über die Alpen, die Teilnehmer müssen AV-Mitglied werden für diese Tour, der Organisator bekommt sicherlich noch eine Provision, die reservieren für 30 Personen Lager und sagen im letzten Augenblick, sie sind Selbstversorger. Die TeilnehmerInnen klagen dann auf den Hütten über schlechteste Organisation, zu zweit bekämen sie lt. Vertrag ein kleines Skiwasser als billigstes Getränk, um dem Selbstversorger-Infrastrukturbeitrag auszukommen. Das kann nun jeder halten wie er will, - aber nicht auf kosten der Mitglieder, die eine Hütte zu erhalten haben. Davon hast Du offensichtlich keine Vorstellung, was das heißt und auch kostet.
Bei einem Prozentsatz von 3 – 5 % Selbstversorger hätte keine Hütte, keine Sektion, kein Wirt und auch ich kein Problem. Aber es sind nicht 10 %, wie Du meinst, sondern mindestens doppelt bis dreimal soviel. Die Selbstversorger sind nicht für das polemische „Hungertuch“ der Wirte verantwortlich, aber letztlich müssen auch die Hüttenwirte mit ihren Familien davon leben, was eine Hütte eben erwirtschaftet. Und wenn das nicht stimmt, kommt die Sektion zum Handkuss, sprich die Mitglieder, die für den Ausfall weniger Pachteinnahmen hat, weniger finanzielle Mittel für den sündteuren Erhalt von Hütten im Hochgebirge, für notwendige Investitionen. Darüber braucht sich der kleine Maxi kein Kopfzerbrechen zu machen, aber wenn er was kritisiert, sollte er alle Fakten kennen – und nicht pauschal die Hütten in Tirol diskriminieren als Geldgeier.
Ich vermute, Selbstversorgung dieser Art ist eine Art fundamentalistische Grundhaltung, die mit den heutigen Bedürfnissen und Erfordernissen nicht in Einklang zu kriegen ist und zu einem „Glaubenskrieg“ führen wird. Die Zeiten haben sich geändert, wer in die Berge will, kann das auch heute noch sehr günstig tun. Aber es ist unmoralisch zu verlangen, dass andere dafür aufzukommen haben, was ich mir nicht leisten kann. Wenn mir wörtlich ein Selbstversorger auf einer Hütte heuer sagt, „wie stellst du dir das vor, ich hab nur noch 80 Euro für noch 20 Tage und ich will bis Venedig, wie soll ich das etwas zum Essen bezahlen und eigentlich hätte ich mit einem Notlager genug“, dann ist das eben doch „Schnorrerei“ zu Lasten anderer und nicht mehr Solidarität.
Gerald - ich nehme an, Fortsetzung folgt.
München Venedig - eine andere Sichtweise Teil 1
Karin, Sonntag, 11. September 2011, 08:11 (vor 4822 Tagen) @ AV Tirol
Ich finde es schon erstaunlich, mit welchem Mut (oder mit welcher Wut ?) der AV Hall hier öffentlich über Schnorrer redet und es auch nicht zulässt, dass andere Wanderer vielleicht einen anderern Eindruck von den Hütten haben als er es sehen möchte.
Worauf soll das jetzt hinauslaufen lieber AV Hall ? Die einen empfinden einige Hütten als überlaufen, überlastet und die Hüttenleute mehr als gestresst ? Und der AV Hall sagt: Nein, es ist alles gut ?
Es mag vielleicht ein Problem sein, wenn zuviele Wanderer sich selbst versorgen.
Ich hatte allerdings noch nie den Eindruck bei meinen Wanderungen, dass da in irgendeiner Ecke fröhlich grinsend 20 -30 % der Wanderer sich selbst versorgen. Ich selbst habe auf meinen Wanderungen nur einmal einen Selbstversorger kennengelernt. Gut, vielleicht gibt es das Problem wirklich auf der einen oder anderen Hütte. Aber hier öffentlich von Schnorrern zu reden, würde ich mich nicht trauen. Ich würde versuchen, das Problem, wenn es denn ein solches Problem gibt, vereinsintern zu lösen, statt hier zu polemisieren und vielleicht mehr Wanderer zu verärgern, als man glaubt.
Glungezer-Hüttengäste "Wir sind sehr zufrieden"
Anja, Markus, Ilse, Dieter, Marlene , Glungezerhütte, Montag, 12. September 2011, 22:35 (vor 4821 Tagen) @ Karin
Lieber Gottfried von der Glungezerhütte!
Hier unsere Reaktionen als Hüttengäste der Glungezerhütte, nachdem manche irgendein Problem zu haben scheinen: Vielen Dank für die Gastfreundschaft, die Sterneküchen-Halbpension! und die gemütliche Stubenübernachtung. Freuen uns schon auf die Besuche in der Wintersaison - Guten Umbau! Anja&Markus
Hallo Gottfried, Deine Gastfreundschaft, das Abendessen am Freitag und das Frühstück am Samstag waren ein Hammer! Wir waren alle begeistert. Durch das tolle Ambiente auf Deiner Hütte und das prächtige Wetter sind unsere persönlichen "Seven Summits" (Sonnenspitze, Glungezer, Gamslahnerspitze, Kreuzspitze, Rosenjoch, Grünbergerspitze, Grafmartspitze) zu einer traumhaften Tour geworden. Perfekter kann es nicht sein! Vielen herzlichen Dank!
Liebe Grüße Marlene
Lieber Gottfried!
Herzlichen Dank für Unterkunft und
wunderbare Abendessen -Nachspeise, Sternenhimmel
vom feinsten. Der Sonnenaufgang um 6:45
h war auch nicht zu toppen.
Viele liebe Grüße Ilse und Dieter
Vielen Dank für alles, wir haben das Wochenende sehr genossen!! Ganz liebe Grüße, Veronika T.
Der Sinn des Weges ....
Charlotte , Norddeutschland, Montag, 12. September 2011, 14:37 (vor 4821 Tagen) @ AV Tirol
Erst einmal danke, dass die Tiroler Sektion so zuverlässig das Wetter in das Forum stellt.
Nun zu Ihrem Beitrag: Ich verstehe auch nicht, warum sich so viele bemüßigt fühlen, Hütten- und Mitwandererkritiken in das Forum zu stellen. Ich gehe doch nicht M-V, um hinterher eine Kritik zu schreiben! Ich gehe um des Unterwegssein willens. Um Neues einzuatmen und belastendes hinter mir zu lassen. 2008 war ich von München nach Venedig unterwegs,bin dann aber schon von Belluno aus nach Hause gefahren und 2010 bin ich dann in Venedig gestartet und von München aus weiter über Prag zum Kap Arkona/Rügen Ostsee gegangen. Die ständigen Fragen hinterher nach Kilometern pro Tag, gingen völlig am Sinn dieses Weges vorbei..Ich bin dankbar für viele Begegnungen mit den Menschen am Wege, das Erlebender Landschaft.
Zu den Hütten: ich fand das Lizumerhütten- Lager 2008 sehr angenehm, so geräumig,dass ich keine Claustrophobie bekam, wie beide Male in der Schlüterhütte. die Betten in der Hütte waren sehr bequem und das Essen gut und die Hütte trocken!!! Da habe ich in eine deutschen Jugendherberge in Deutschland viel schlechter geschlafen!!! 2010 musste ich von der Tuxerhütte aus Lizum überspringen und nach Wattens fahren,weil mit die Hüttenwirtin im Tuxerhaus dringend abriet alleine nach Lizum zu gehen (Nebel und Schnee). Ich bin übrigens totaler Flachländer und abgesehen von den beiden Alpenüberquerungen vorher nur einmal am Alpenrand/Walchensee gewesen. Also:diesen Bewertungsdrang vieler M-V Geher teile ich nicht! Ich war froh auf dem Biz Boe ein Notbett zu bekommen und dankbar, dass es einen Wasserhan gab, aus dem zumindest kaltes Wasser kam!
Herzliche Grüße aus dem Norden Deutschlands! von Charlotte
Der Sinn des Weges ....
trebonse, Montag, 12. September 2011, 20:41 (vor 4821 Tagen) @ Charlotte
Danke Charlotte für deinen Eintrag
Es wäre schön, wenn sich manche wieder mehr auf das Wesentliche besinnen würden. Es kann doch keinen Spaß machen und keine Erfüllung sein, wenn ich vor der Tour, während der Tour und vorallem nach der Tour mir einen Riesenkopf mache und dabei das Erlebnis auf der Strecke bleibt.
Natürlich erlebt man Hütten, die einen nicht so zusagen, vielleicht hat man mal mit dem Hüttenwirt ein Problem (vielleicht war man selber so ein bisschen der Auslöser?)- was solls, morgen gehts weiter und der nächste herrliche Bergtag wartet.
Eventuell gehen einige mit so einen hohen Erwartungsdruck an die Touren heran, dass eine Erholung bzw. ein großes Erlebnis nicht mehr bzw. nur noch bedingt möglich ist.
Locker bleiben und sich einfach ein bisschen freuen, nicht jeden sind solche Unternehmungen vergönnt...
Schönen Abend
trebonse
PS: Ebenfalls Danke an den AV Hall, auch diese Infoarbeit ist nicht selbstverständlich.
München Venedig - eine andere Sichtweise Teil 1
Andreas, Ulm, Montag, 12. September 2011, 15:24 (vor 4821 Tagen) @ AV Tirol
Hallo MV-Freunde,
wir sind im Sommer 2009 die gesamte Tour gelaufen. In den vorangegangenen Beiträgen kann ich Charlotte nur zustimmen. Ich finde es nicht selbstverständlich, daß sich der AV Tirol so um die MV-Wanderer mit Wetterbeiträgen und Tipps bemüht (Danke dafür!) Hütten wie man sie in Tirol vorfindet gibt es nur wenige in den Bergen. Wir waren diese Jahr z.B. im Wallis in der Schweiz. Von wegen "Schweizer Ordentlichkeit..." sag ich da nur. Und die Preise astronomisch. Aber: Man sollte froh und dankbar sein über eine Unterkunft auf dem Berg. Daß die Ansprüche an die Unterkünfte (und somit einhergehend natürlich auch die Preise) steigen, liegt einzig an den Wanderern, die den "Sinn" des Wanderns völlig vergessen haben. Da gehts nur noch um möglichst schnelle Gehzeiten, möglichst tolle Ausrüstung etc. ...wo aber sind die Ausblicke,...das Genießen, ...das Frei sein,...die Unbeschwertheit in den Bergen? Nur noch Sport, Hektik, Druck. Da wundert's doch keinen, daß da die Hütten mitziehen müssen und somit Preise logischerweise auch! Man sollte sich nicht ausnehmen lassen müssen, aber wer beim AV ist und mit seinem Jahresbeitrag auch die Instandhaltung der Wege etc. unterstützt, der findet auch ein feines Bergsteigeressen auf jeder Hütte, das satt und zufrieden macht. Und wer die (auch mal etwas "festere") Art der Hüttenleut nicht abkann, der soll besser im Luxushotel bleiben.
München Venedig - eine andere Sichtweise Teil 1
Günter, Dienstag, 13. September 2011, 14:26 (vor 4820 Tagen) @ Andreas
Hallo Zusammen,
muss für den Jan jetzt auch mal eine Lanze brechen, er hat doch nur u. a. erwähnt das er in besagter Hütte als Camper nicht besonders gut behandelt wurde, das heißt doch nur das diese Hütte eine gewisse Abneigung für so eine Art von Bergwanderer hat mehr nicht. Grundsätzlich ist das auch ganz normal (siehe Pflichtversicherte/Privatversicherte) das man denjenigen der mir mehr Geld einbringt besser behandelt. Es sollte zwar nicht so sein - ist es aber !!!
Ich denke es gibt da auch große Unterschiede zwischen den Campern der eine möchte mit möglichst wenig Geld nach Venedig kommen und der andere Campt einfach gerne,
und Jan ist eher der Servivaltyp der einfach noch näher an der Natur sein möchte.
Ansonsten sind die vielen Beiträge von Jan sehr Informativ und eher objektiv und vor allem wenn man den ganzen Beitrag gelesen hat erkennt man dass die wesentliche Botschaft nicht´s mit dieser Hütte zu tun hat sondern in weiten Bereichen mit den nachfolgenden Beiträgen übereinstimmt. Also warum so ein Aufsehen wegen einer subjektiven Meinung die er so erlebt hat und hier im Forum auch mitteilen darf/kann dafür gibt es solche Foren.
Ich verstehe auch Hr. Aichner der ist für diese Hütten zuständig und von daher kann er solche Kritiken gar nicht so stehen lassen, auch klar.
Es wird hier keinen Gewinner oder Verlierer geben, das geht aus wie das Hornberger Schießen und jeder hat auf seine Art recht.
Ich wünsch allen zukünftigen M/V Wanderern eine so schöne und erlebnisreiche Traumtour wie ich sie hatte.
Viele Grüße
Günter
München Venedig - eine andere Sichtweise Teil 1
Mario , Dienstag, 13. September 2011, 15:27 (vor 4820 Tagen) @ Andreas
Hallo allerseits,
Also ich kann Jan sehr gut verstehen. Wenn die AV-Satzung das Recht auf Selbstversorgung festlegt, hat man dieses zu gewähren. Und das unabhängig von der Person! Niemand sollte vor dem Hüttenwirt seine finanzielle Situation rechtfertigen müssen, sonst hat man irgendwann noch Zustände wie in den netten deutschen Arbeitsagenturen. "Bitte bringen sie ihre Einkommensnachweise in dreifacher Ausfertigung mit, damit wir ihre Übernachtungskosten berechnen können!"...
Ich glaube zwar gerne, dass viele dieses Recht heutzutage mißbrauchen, und versuchen, sich durchzuschnorren. Aber wen wundert das, wenn in jedes Tal ein Spaßbad gezimmert- und überall neue Klettersteige, Seilbahnen und was weiß ich noch für Einrichungen gebaut werden um mehr Gäste anzulocken. Ergo: die Leute im Tal verdienen sich eine goldene Nase und der Hüttenwirt ist sauer, weil er mit dem ärmlichen Wanderer vorlieb nehmen muss, der nicht bereit ist, 50€ für eine Minute Adrenalin zu zahlen. Logisch dass man da unzufrieden ist.
Aber wenn die Hüttenwirte zu wenig verdienen, liegt das eindeutig nicht am Selbstversorger, sondern an Fehlern in der AV Satzung.
Noch ein Wort zum Thema "Hotel". Bergtechnisch bin ich in der Hohen Tatra groß geworden. Wer mal dort war, kennt die Gebäude... Ich war schon ziemlich erstaunt, als ich die erste "Hütte" in den Alpen sah. Da fühlte ich mich in manch einem "Hotel" in der Piaveebene schlechter untergebracht. Das einzige was meinem anfänglichem Hüttenbild entsprach, war das Rif. Pian di Fontana.
Und noch ein Wort zur Lizumer: Wenn ich da lese
Jedes Alpenvereinsmitglied, das pro TAG NICHTS "konsumiert" , hat laut OeAV- und DAV-Hüttenordnung pro PERSON und TAG den offiziellen OeAV/DAV-Infrastrukturbeitrag für die Benützung einer Alpenvereinshütte gemäß OeAV- und DAV-Tarifordnung 2.50 €, plus Heizungsbeitrag 2 €, plus Geschirrbeistellung (Besteck) 1 € plus den Preis für Teewasser zu bezahlen.
(Teewasser = 1€?)
Macht in Summe also 6,50€ Hat das Bergsteigeressen (6,90€) also einen Nettowert von 40 Cent? Und dann frage ich mich, warum ich bitte 1€ für "Geschirrbeistellung" zahlen sollte, wenn ich doch mein eigenes Essen auch mit meinem eigenen Besteck esse? Wie sollt ich mich da etwas anderes als schikaniert fühlen?
Viele Grüße
Mario
München Venedig - eine andere Sichtweise Teil 1
Andy, Dienstag, 13. September 2011, 16:26 (vor 4820 Tagen) @ Mario
Dem Beitrag von Mario ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Und allen, die meinen, man dürfe das Bergwandern nicht auch mal kritsch hinterfragen, sollten sich mal an ihre eigene Nase fassen und fragen, ob sie bei Ebay nach den Verkäuferbewertungen sehen, ob sie, bevor sie Badeurlaub buchen, nach der Hotelbwertung schauen und ob sie, bevor sie einen Fernseher kaufen die Testergebnisse im Internet recherchieren.
Resümee - Teil 1
AV Tirol , Tiroler Hütten, Donnerstag, 15. September 2011, 14:05 (vor 4818 Tagen) @ Ludwig
Hallo, liebe Mü-Ve-Geher! Und Forumsdiskutierer!
Ich denke, es wird Zeit, wieder zur Ausgangslage zurückzukehren und zu den Fakten:
1. Der Weg ist das Ziel, auch wenn das Ziel den Weg bedingt. Ich fand es bedauerlich, dass der erste Schreiber so negative Eindrücke nach der Tour empfand, im Gegensatz zu den meisten Erfahrungen anderer, die wir als Sektionen u. Hütten in Gästebüchern, Rück-Mails und Gesprächen feststellen. Die allermeisten haben nach dieser Tour nachhaltige, positive Eindrücke, Erfahrungen.
2. Der Umstand, dass es in der Tatra noch Unterkünfte wie vor 50 Jahren gibt und unsere AV-Hütten in den Alpen inzwischen einen anderen Standard aufweisen, der von den Gästen übrigens sehr gewünscht und sehr gut angenommen wird, kann unseren AV-Schutzhütten nicht zum Vorwurf gemacht werden. Das regelt der Markt bzw. die Behörden. So manche Hütte wäre bei uns in Österreich schon gesperrt, wenn nichts saniert und erneuert worden wäre (Hygiene, Brandschutz, Küchen, Trinkwasser, Abwässer, Wärmedämmung etc.)
3. In diesem Zusammenhang die Lizumerhütte als „Hotel“ zu bezeichnen, ist Schwachsinn, dabei bleibe ich und habe das ausführlich dargelegt. Übrigens widerlegt sich der Schreiber selbst, in dem er vom Lager in der Kreuzwiesenhütte – das ich als sehr originell und angenehm empfunden habe – meint, dieses wäre in Deutschland „schon längst dicht gemacht“ geworden.
4. Die Glungezerhütte nicht zu erwähnen hielt ich in diesem Zusammenhang auch für nicht vollständig, weil sie eben immer stärker von M-V-Wanderern angenommen wird. Hingegen Privathütten und Gasthäuser anzuführen ist selbstverständlich wohl erlaubt, ist aber nicht ganz fair, weil dazu die Anmerkung, diese tun nichts für die Erhaltung der Wege, denn:
5. Ohne die Alpenvereinssektionen und hüttenbesitzenden Sektionen des DAV, OeAV, AV Südtirol und CAI gäbe es den Traumpfad des Herrn Grassler nicht. Es macht sich kaum jemand eine Vorstellung – braucht er auch nicht – welchen Aufwand es bedeutet, die Wege und Steige entlang dieser Route jährlich so instandzuhalten, dass sie auch tatsächlich begehbar bleiben und die Wegeerhalter, in der Regel die AV-Sektionen mit den Hütten, nicht ein Haftungsproblem gegenüber dem Staatsanwalt bekommen, sollte was passieren. Alle 2 bis 3 Jahre muss nachmarkiert, müssen Wegetafeln ergänzt werden, weil sie von Souvenirjägern gestohlen werden – müssen die Wege,Steige, Stege/Brücken, Verankerungen teils erneuert und gesichert werden. Das erfordert viele Stunden, die von ehrenamtlichen Helfern der Sektionen, teils auch von den Hüttenwirten, kostenlos jährlich geleistet werden. Private Hütten und Gasthöfe halten sich da „vornehm“ heraus. Daher ist es ungerecht, nur die einen zu loben und die anderen zu kritisieren. Kritik ist immer erlaubt, wenn berechtigt.
6. ad Karin: Subjektive Momenteindrücke, „ich bin nur einmal einem Selbstversorger begegnet“, sind uninteressant. Wir haben Zahlen, Prozentzahlen, 25 – teilweise 30 Prozent. Das sind Fakten. Ebenso ist es nur ein allgemeine Floskel, Hüttenwirte, ich rede da nur von AV-Hütten , nicht von Almhütten oder Privathütten, seien quasi in der Regel überfordert, gestresst etc. Das kann man so als plakativen Allgemeinvorwurf nicht stehen lassen, klar gibt es das auch. Ich behaupte auch nirgends, alles ist gut. Aber wenn einer Einzelmeinung von Jan vor 5 Jahren der Hüttentest mit den meisten Eintragungen durch die Hüttengäste selbst ein sehr gutes Ergebnis ergibt, dann kann nicht alles auf dieser Hütte falsch laufen. Und diese Einzelmeinung relativiert sich eben. Selbstverständlich darf man sie äußern, ich habe nur versucht, die Gesamteindruck darzustellen. Siehe Gästebucheintragungen www.tuxeralpen.at/gäste-hüttenbuch/
7. Es ist nicht mein Mut oder meine Wut, dass ich mich für die Hütten und die Hüttenwirte einsetze, sondern eine Frage der Gerechtigkeit. Im übrigen schreibe ich als einziger mit meinem vollen Namen und bin daher für alle mehr angreifbar, es braucht immer einen „Sündenbock“. Ich schreibe auch nicht als AV-Hall (was soll das?), sondern als Vertreter der Tiroler hüttenbesitzenden Sektionen und ihrer Wirte. Und auch im Namen etlicher DAV-Hütten in Tirol, die das gleiche Problem haben. Es ist kein Tiroler OeAV-Hüttenproblem, muss man einfach so zur Kenntnis nehmen. Ist alles belegbar.
8. Ich kann mit Kritik sehr wohl umgehen, wenn sie von Fakten ausgeht. Dann kann man diskutieren und etwas verändern.
Resümee - Teil 1
AV Tirol , Tiroler Hütten, Donnerstag, 15. September 2011, 14:08 (vor 4818 Tagen) @ AV Tirol
9. Den Ausdruck der Schnorrerei im Zusammenhang mit den Selbstversorgern nehme ich mit Bedauern zurück, das war schlampig zu allgemein formuliert. Ich bleibe aber dabei und kann es belegen, dass er für einen kleineren Teil absolut zutrifft.
Und allerdings bin ich überzeugt, dass manche SV nicht rechnen (können); wenn ich mir nur die Beiträge dazu im Forum unter ... durchlese, sehe ich mich bestätigt: Nächtigung im Lager kostet bei uns ca. 6 - 9 €, Bergsteigeressen max. 7 €, billiger geht’s nicht, vorallem wird es, je weiter man nach Süden kommt, immer teurer, besonders dort, wo es keine AV-Hütten mehr gibt.
Es ist für mich nicht nachvollziehbar und mit Argumenten zu belegen, warum ich mich am Punkt A mit Lebensmitteln vollbepacke, wenn ich unterwegs ebenso günstig oder gar noch billiger gut bis sehr gut, vielfältig und ortsbezogen, verpflegt werden kann. Da lügt man sich selbst in den Sack. Um den Menschen das „Bereisen der Alpen zu ermöglichen“, wurde der Alpenverein gegründet und wurden die Hütten gebaut. Wer als SV unterwegs sein will, ok, aber warum dann zu Lasten der Mitglieder einer Hüttensektion? Das hat mit Solidarität rein gar nichts zu tun. Ist eigentlich eine Missachtung derer, die sich jahrzehntelang um diese AV-Hütten kümmert, sie betreibt, sodass sie allen Bergwanderern eine möglichst gute Hütte sein kann.
Ein Weg wie der Traumpfad sollte ja nach meinem Verständnis nicht nur ein sportlicher Wettlauf sein (kann er auch), sondern auch etwas von Natur, Kultur einer Landschaft, Menschen und Kulinarik vermitteln. Ich bin momentan nach einer Tour gerade auf einem Campingplatz in Italien und wundere mich (inzwischen nicht mehr), wieviele Tonnen an Lebensmitteln die Urlauber und Camper vom Norden nach dem Süden transportieren, vermutlich die gleichen Tomaten, die aus Italien kommen, hier frischer und bis zu 2/3 billiger sind.
10. Der Hinweis auf die DAV-Hüttenordnung ist ebenfalls berechtigt. Es ist das Problem des DAV und OeAV, dass sie in solch schwer oder nicht zu lösenden Fragen die Angelegenheit eben nicht lösen und an den Letzten in der Kette abwälzen, auf die hüttenbesitzenden Sektionen und die Wirte. Ich vertrete im OeAV Tirol die Meinung – und diese auch in einer Arbeitsgruppe mit dem DAV – es müsse das Verursacherprinzip zum Tragen kommen. Wenn den großen Hauptvereinen die Selbstversorgerei ein so großes Anliegen ist, darf man es nicht auf dem Rücken des Letzten ausbaden, sondern muss die hüttenbesitzenden Sektionen bzw. damit die Hüttenwirte entsprechend „entschädigen“ und nicht den Einnahmenentfall (Weniger Umsatz – weniger Pachteinnahme) den Mitgliedern einer Sektion aufbürden, die zufällig eine Hütte zu erhalten haben.
11. Niemand macht sich vermutlich ein Bild, welchen Aufwand es bedeutet, eine alpine Schutzhütte zu erhalten, er braucht es auch nicht. Aber um argumentieren zu können und Verständnis zu haben und nicht einfach die Hüttenwirte als Blutsauger hinzustellen, wäre es doch gut, mehr darüber zu wissen. Wer weiß schon, welchen Aufwand (auch finanziell) es bedeutet, eine Hütte zB auf 2610 m, mit Trinkwasser zu versorgen (Quellen sind üblicherweise auf 2000 m Höhe), mit Holz, Gas und/oder Strom zu versorgen, Abwässer gereinigt ins Tal zu leiten, damit die Trinkwasserquellen nicht verunreinigt werden? Hütten gegebenenfalls zu sanieren, weil sie nicht mehr den behördlichen Auflagen hinsichtlich Brandschutz, Lawinensicherheit, Bauphysik und Statik, Hygiene in Küche und Speis, u.v.a.m. entsprechen? Das macht bei einer einzigen Hütte gleich einmal eine Million Euro an Investitionen aus. Das finanzieren großteils die Mitglieder einer Hüttensektion mit ihrem Beitrag und ihren Spenden und ihrer Mitarbeit. Und muss klarerweise auch aus den Hüttenerträgen finanziert, sprich auf den Hütten verdient werden.
12. Daher erscheint es mir nur recht und billig und gerecht, wenn jeder dazu seinen Obolus direkt vor Ort beiträgt, auch der Selbstversorger, und nicht um 2.50 € herumstreitet, die er für die Benützung der Infrastruktur der Hütte zu leisten hätte (Heizung, Trockenraum, Warmwasser für die Zubereitung der fastfood Nahrung und die mehrmalige Toilettenbenützung etc). Eine WC-Spülung auf 2600 m kostet nachweisbar 4 – 5 Euro, bitte einmal nachrechnen, was das pro Saison bedeutet.
Resümee - Teil 3
OeAV Tirol , Tiroler AV-Hütten, Donnerstag, 15. September 2011, 14:10 (vor 4818 Tagen) @ AV Tirol
13. Wer über die Berge gehen will, ist frei und kann es halten, wie er will. Wer campierend über die Alpen will – tolle Sache -, mag, soll, kann es tun, auch wenn es in vielen Gebieten nicht erlaubt ist. Wo kein Kläger, da ein Richter. Wenn er dann trotzdem eine Hütte aufsucht, gelten eben die Hüttenspielregeln, da braucht man dann nicht zu motzen.
Eine Rechnung, die Campierer Jan aufgestellt hat, ist nicht nachvollziehbar; dass er an einem Tag 30 € in der Hütte konsumiert hat: (Lager kostete damals max.7 € für Erwachsene, Student und Jugend sowieso billiger), Bergsteigeressen max. 6.90 €, da müsste er dann mindestens 7 oder 8 große Bier getrunken haben, glaub ich ihm also nicht. Außerdem, was soll’s, ist fünf Jahre her. Interessiert es mich wirklich, ob der Wirt damals einen schlechten Tag hatte und ein Gast einen guten (oder auch einen schlechten?), aber doch 90 % der Gäste zufrieden waren und nur einer unzufrieden war? – Und in China ist gerade ein Rad umgefallen, heißt es dazu oft.
14. Ich bin ein Fan von M-V und habe das auch in meinem Buch „Die Bergtour ans Meer“ öffentlich dargelegt. Wir versuchen seit Jahren, den M-V-Wanderern gute Bedingungen auf unseren Wegen und Hütten in Tirol und durch allerlei Service in Vorbereitung auf die Tour und während der Tour stets aktuell zu bieten, bis hin zur hotline, die immer mehr gerne angenommen wird.
Ich will nur für mehr Bewusstsein werben für Wege und Hütten und die Spielregeln und Probleme, damit letztlich für jede/n der Traumpfad zur Traumtour wird. Insoferne danke ich allen für ihre Meinungen, die ich sicher in die weitere Behandlung dieser Thematik in die Arbeitsgruppe DAV-OeAV einbringen werde.
15. Gerald Aichner, OeAV TIROL