Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
Das ist natürlich eine komische Frage. Was heisst schon "gross" wenn es die Mühe wert ist?
Ich lese öfter von Leuten die komplett mit Zelt und Gaskocher längere Zeit unterwegs sind. Und ich stelle mir das SEHR mühsam vor.
- Gewicht (Zelt, Schlafsack, Kochgeschirr, Lebensmittel,)
- Zeitaufwand (Lagerplatz suchen, Zelt aufstellen, Essen kochen, am Morgen wieder abbauen,…)
- Wetter: Wind und Regen machen die Sache nicht einfacher,
Natürlich bedeutet es die Freiheit sich, mehr oder weniger, nach sich selbst zu richten und wirklich allein sein zu können. Trotzdem muss der Spaß/Erlebnisfaktor doch größer sein, sonst würds ja keiner machen.
Daher meine Frage: Unabhängig von Berg oder Tal - Ist es wirklich so großartig mit Zelt zu wandern?
Wenn ja, was ist, was daran so gefällt?
Ist keine typische Traumpfad-Frage, würde mich aber freuen doch jemand etwas dazu schreiben möchte.
lg Barbarix
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
Thomas F, Sonntag, 12. März 2017, 16:20 (vor 2813 Tagen) @ Barbarix
Das ist natürlich eine komische Frage. <
Hi Barbarix,
nee, das ist keine komische Frage ...
... und es gibt darauf aus meine Sicht auch nur eine einzige Antwort:
Weil es geil ist!!!
Klar, du hast rund 4 kg mehr zu berücksichtigen, d.h. du solltest das Gepäck weiter optimieren...
Ich bin 2012 von Baden-Baden nach Hannover gewandert. Übernachtet nur im Zelt irgendwo in Feld, Wald, Flur - also keine Zeltplätze & Co...
Das Gleiche 1 Jahr später auf dem Eifelsteig von Aachen nach Trier ...
... und dann 2014 endlich München-Venedig! Da hat mir allerdings der verregnetste Sommer seit 30 Jahren mit zahlreichen Starkregennächten einen Strich durch meine Planungen gemacht und mit Ausnahme der ersten 3 Übernachtungen im Zelt musste ich dann doch auf Hütten ausweichen (Zelt und Schlafsack habe ich dann aber doch bis Belluno mitgeschleppt, wo ich die Tour dann beendet habe...).
Was daran so geil ist?
Für mich gibt es kein grösseres Gefühl von Freiheit, als völlig unabhängig und mit nur den wirklich wichtigen Dingen ausgerüstet loszuwandern. Das Ziel wird immer unwichtiger, es geht nach ein paar Tagen nur noch um das "Jetzt" ...
... und ggf. ab den späten Nachmittagsstunden um das Finden eines schönen Lagerplatz (und ab und zu eines Lebensmittelgeschäftes...)
Dieses Jahr werde ich 62 Jahre alt - und gedenke in den nächsten 20 Jahren meine Vorgehensweise nicht gross zu ändern...
Ich wünsche Dir schöne (Zelt-) Touren.
LG Thomas
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
Barbarix , Sonntag, 12. März 2017, 23:08 (vor 2813 Tagen) @ Thomas F
Hallo Thomas!
Die Sätze, die mir am besten gefallen haben in folgender Wertung:
1. Das Ziel wird immer unwichtiger, nach ein paar Tagen geht es nur noch um das "jetzt".
2. Weil es geil ist!
3. Dieses Jahr werde ich 62 Jahre alt…
lg Barbarix
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
Der olle Hansen , Lübeck, Montag, 13. März 2017, 09:44 (vor 2813 Tagen) @ Thomas F
Moin Thomas!
Magst du mich mal per Mail kontaktieren? (Briefumschlag neben meinem Namen)
Gruß von der Ostsee
Der olle Hansen
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
Barbarix , Montag, 13. März 2017, 20:52 (vor 2812 Tagen) @ Thomas F
Lieber Thomas,
ist "wild campen" in Deutschland erlaubt? In Österreich nämlich erst ab irgendwelchen Höhenmeter. Quasi für Notbiwak.
Und wie machst du das mit waschen? (dich und Kleidung)
Danke übrigens für Deine ermutigende Antwort. Das macht echt Lust, sich in dieses Abenteuer zu wagen.
liebe Grüße
Barbarix
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
Der olle Hansen , Lübeck, Dienstag, 14. März 2017, 01:25 (vor 2812 Tagen) @ Barbarix
Hallo Barbarix,
habe deine Mail beantwortet, sind etliche Bilder dabei. Wenn es wegen der Dateigröße Probleme beim Empfang gibt, melde dich.
In Deutschland muss man sich mit den Landesnaturschutzgesetzen auskennen. In einigen Bundesländern gibt es noch einen Passus "ein unmotorisierter Wanderer ...", aber in den meisten Bundesländern geht nichts mehr, weil zu viele Leute sich in der Natur nicht benehmen können.
In Dänemark ist wild zelten komplett verboten, aber es gibt inzwischen über 1000 Biwakplätze, die vom Umweltministerium ganz toll angelegt sind und dort können Wanderer, Radfahrer und Paddler ihr Zelt aufschlagen.
In Österreich scheint die Lage recht kompliziert zu sein. Was immer und überall geht: auf Privatgrund mit Erlaubnis des Eigentümers. Damit haben Einige hier offensichtlich schon gute Erfahrungen gemacht.
Auf Privatgrund gibt es meist auch Möglichkeiten für "Bad und WC"; in freier Natur sollte man unbedingt wissen, wie man einen Klappspaten benutzt. Auch das Prinzip "Leave no Trace" sollte man beachten.
Ja und beim Waschen muss man sich auf kaltes Wasser aus einem Bach einstellen.
Kleidung waschen ist da so eine Sache ... Nur durchspülen ist ja kein Problem aber wenn du Waschmittel (umweltverträgliches) benutzt, dann sollte das Waschwasser nicht direkt wieder in den Bach gelangen. Der nächste, der einige hundert Meter weiter daraus trinkt, wird es dir danken.
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
Thomas F, Mittwoch, 15. März 2017, 18:50 (vor 2810 Tagen) @ Barbarix
Hi Barbarix,
zum Thema Wildcampen:
Wer viel fragt kriegt viele Antworten...
Will damit sagen: Einfach machen! Was kann denn im Worstcase passieren? Dass irgendein Bauer oder Förster kommt und Dich vertreiben will.
So etwas ist mir in den vielen Jahren nicht ein einziges Mal passiert!
Und zum Waschen: Es gibt überall Flüsse, Bäche oder Seen, in denen ich beinah täglich gebadet habe und auch meine U-Hosen und T-Shirts gewaschen habe (danach zum Trocknen an den Rucksack gebunden und die 2. Garnitur angezogen...)
Jetzt nur kurze Antwort, sorry...
Bin gestern erst mit 15 stündigem Flug aus Thailand eingeflogen und hänge noch etwas durch ...
LG Thomas
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
Der olle Hansen , Lübeck, Dienstag, 14. März 2017, 05:08 (vor 2812 Tagen) @ Barbarix
Nun einmal zu deinen einzelnen Fragen:
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand? Das ist natürlich eine komische Frage. Was heisst schon "gross" wenn es die Mühe wert ist?
Du hast die Antwort schon gegeben.
Ich lese öfter von Leuten die komplett mit Zelt und Gaskocher längere Zeit unterwegs sind. Und ich stelle mir das SEHR mühsam vor.
Solange du dir die Mühe vorstellst, bist du noch nicht bereit dafür.
- Gewicht (Zelt, Schlafsack, Kochgeschirr, Lebensmittel,)
Gewicht für Zelt lässt sich minimieren, wenn es die äußeren Bedingungen Zulassen, reicht ein Tarp, das ist noch leichter.
Ein hochwertiger Daunenschlafsack wiegt nur wenig mehr als ein einfacher Hüttenschlafsack.
Das Kochgeschirr lässt sich minimieren, es reicht 1 Topf, aus dem man auch isst. Man könnte auch daraus trinken, um den Becher einzusparen.
Die Menge der Lebensmittel richtet sich nach der Zeit bis zur nächsten Versorgungsmöglichkeit.
Weitere Minimierungsmöglichkeit: Man kehrt ein zur Hauptmahlzeit, dann braucht man unterwegs nur Brot/Wurst/Käse und Kaffee/Tee. Trainiert man seinen Körper auf diesen Tagesablauf, kann man sich auf der Hütte/im Lokal auch des alten Essens entledigen, das schont die Umwelt.
- Zeitaufwand (Lagerplatz suchen, Zelt aufstellen, Essen kochen, am Morgen wieder abbauen,…)
Die Suche des Lagerplatzes braucht keine Zeit, das macht man mit etwas Übung unbewusst und bestimmt dann einfach: Hier bleibe ich. Zeltauf-/abbau geht in wenigen Minuten. Essen kochen bedeutet meistens nur etwas warm machen (Nudeln/Reis + Soße). Oder die Küche bleibt kalt und es gibt nur ein heißes Getränk.
- Wetter: Wind und Regen machen die Sache nicht einfacher,
Dem ist nichts hinzuzufügen ...
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
K2 , Montag, 20. März 2017, 21:47 (vor 2805 Tagen) @ Der olle Hansen
Hallo oller Hansen.
Ein hochwertiger Daunenschlafsack wiegt nur wenig mehr als ein einfacher Hüttenschlafsack.
Nun, da ist wohl der Wunsch Vater des Gedanken, aber (leider) weit von der Realität entfernt:
Ein einfacher Seidenhüttenschlafsack wiegt ca. 100 Gramm.
Selbst leichteste Kilts (sparen Rücken ein) wiegen ein Vielfaches. Isomatte kommt noch obendrauf (Summe: ca. 1 kg).
Siehe beispielsweise beim Ultra-Leicht-Packer Alex: Quilt
Die Menge der Lebensmittel richtet sich nach der Zeit bis zur nächsten Versorgungsmöglichkeit.
Weitere Minimierungsmöglichkeit: Man kehrt ein zur Hauptmahlzeit, dann braucht man unterwegs nur Brot/Wurst/Käse und Kaffee/Tee.
Trainiert man seinen Körper auf diesen Tagesablauf, kann man sich auf der Hütte/im Lokal auch des alten Essens entledigen, das schont die Umwelt.
Das machen einige Alpen-Zelt-Wanderer so: Dann braucht man auch keinen Kocher und dergleichen.
Allerdings verschiebt sich auch der Tagesablauf: Typischerweise geht es dann erst nach Abtrocknen des Zelts am späten Vormittag los, dafür aber bis in den späten Abend.
Nachteil: Gewitter kommen typischerweise am späten Nachmittag oder abends.
Schöne Grüße
K2.
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
kyr0, Freitag, 07. April 2017, 13:41 (vor 2787 Tagen) @ K2
Hi,
Ein hochwertiger Daunenschlafsack wiegt nur wenig mehr als ein einfacher Hüttenschlafsack.
Nun, da ist wohl der Wunsch Vater des Gedanken
Genau. Ich habe damals eine Kombination aus Exped SynMat 7 HL (430g) und Cumulus Liteline 300 (640g).
Als Zelt hatte ich das MSR Hubba NX (1120g) dabei. Alles zusammen also etwa 2,1 kg Zusatzgewicht.
Nachteil: Gewitter kommen typischerweise am späten Nachmittag oder abends.
Ganz genau. Und das gibt dann ein sehr sehr böses Erwachen wenn man mal ein stattliches Gewitter im Hochgebirge erleben darf. Ich wünsche viel Spaß!!
Servus
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
airwulf, Mittwoch, 15. März 2017, 00:44 (vor 2811 Tagen) @ Barbarix
Hi hi Servus....
also ich war ohne Zelt unterwegs.... und muss sagen das war trotzdem schon sehr viel Abendteuer ..
Ich hatte um die 6 KG Gepäck und meine noch immer, dass ich es mit viel mehr Gewicht sicher nicht in 24 Tagen geschafft hätte. Und einige Etappen waren so schon sehr sehr knackig....
Falls es Dich interessiert,... hier habe ich so ziemlich Alles zusammengefasst ...
Meine 10 lustigen Erkenntnisse der Übrquerung
https://youtu.be/Myy8Bhvr6Gg
mein Filmtagebuch: München Venedig
https://youtu.be/UARzEJjMJkM
liebe Grüße
Ulf
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
K2 , Montag, 20. März 2017, 22:00 (vor 2805 Tagen) @ Barbarix
Hallo Barbarix.
[..] Unabhängig von Berg oder Tal [..]
Es ist leider alles andere als unabhängig:
Schließlich geht mit der Höhe der Berge Kälte, ggf. Schnee, stärkere Unwetter- und Blitzgefahr einher, so habe ich schon etliche Zelt-Alpen-Überquerer, die letztlich zumindest teilweise in den Hütten gelandet sind, wenn sie nicht gleich ganz und gar umgesattelt haben, wie beispielsweise die Jungs von "End of the Comfort Zone" bereits nach 2 Tagen: Video-Bericht, Tag 1
Sie haben dann auch glatt mal das Rucksackgewicht halbiert
Schöne Grüße
K2.
P.S.: Gibt natürlich nette Gegenden, da gibt es sowieso keine andere Option (z.B. Nord-Norwegen)
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
OlliK, Dienstag, 21. März 2017, 10:57 (vor 2805 Tagen) @ K2
da kann ich K2 nur zustimmen. Wir sind letztes Jahr MuVe zu dritt gelaufen. Einer unserer Mitwanderer hatte Zelt dabei. Dieses hat er lediglich drei Nächte genutzt: Wolfratshausen, Bad Tölz und Revine. Ansonsten war es nicht erlaubt oder einfach nicht möglich.
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
OlliK, Mittwoch, 22. März 2017, 12:48 (vor 2803 Tagen) @ Barbarix
Hallo Barbarix,
ich hatte mal vor längerer Zeit ein Tagebuch gelesen, in der die Alpenüberquerung mit Zelt beschrieben wird. Vielleicht kennst du diese noch nicht.
Hier der Link:
http://www.ph2.net/ph/Muenchen%20-%20Venedig1.html
LG OlliK
Unterwegs mit Zelt - wie gross ist der Aufwand?
kyr0, Freitag, 07. April 2017, 13:29 (vor 2787 Tagen) @ Barbarix
Hallo Barbarix,
ich bin 2015 die ersten 10 Tage mit Kocher und Zelt von München aus Richtung Venedig gewandert.
Für mich war es damals die erste Weitwanderung und ich war nur mittelmäßig geübt von Voralpenwanderungen.
Es war zwar machbar, aber die größte Freude kam dann im Karwendel ehrlich gesagt nicht mehr auf
Ganz davon ab, dass Du ständig auf der Hut vor dem Förster bist. Jeden Abend die ewige Suche nach einem versteckten Zeltplatz wo Dich keiner in der Nacht aus dem Zelt zieht. Ich fand das nur so mittelgeil.
Großartig ist natürlich das Aufstehen morgens früh um 5 aus dem Zelt, überall noch der Nebel...
Und Abends die Sonnenuntergänge allein im Wald mit Blick zum Horizont...
So lala ist, dass Du natürlich auch mehr Nahrung mit dir herum schleppen musst. Denn was willst Du kochen?
Weniger großartig ist es dann, wenn Du irgendwo Dein Zelt aufschlägst und dann ein Gewitter über Dich her zieht, dass Du in Deinem ganzen Leben noch nicht erlebt hast. Also so, dass links und rechts neben Dir die Blitze nieder gehen und Du die Elektrizität in der Luft spürst. In dieser Nacht hatte ich ernsthaft Angst um mein Leben.
Also es ist ein zweischneidiges Schwert. Ich habe letztendlich in der Poststation in Hall dann mein Zelt und Kocher aufgegeben und bin den Rest dann über Hütten weiter gewandert. Das war zwar weniger romantisch, aber auf jeden Fall entspannter...
Den ganzen Weg kann man eh fast nicht mit dem Zelt machen. Es gibt Strecken da sieht Du über Tage keinen Laden. Wenn Du für 3 Tage Proviant mitnehmen möchtest... ich weiß ja nicht. Muss man besonders mögen dann ;)