München - Venedig oder besser Bad Tölz - Belluno?
Da einige jetzt wahrscheinlich mit ihrer Planung für MV 2018 starten und das Forum noch ruhig ist, hier ein Diskussionsbeitrag der vielleicht etwas kontrovers ist.
Was gewinnt man mit den Flachlandetappen?
Wir sind die MV im letzten Jahr komplett gelaufen, doch ich würde nur sehr bedingt empfehlen, die Flachlandetappen zu machen.
München-Lenggries ist ja noch ganz nett, wenn auch sicherlich kein Highlight und recht anstrengend. Das Laufen auf festen Wegen ist deutlich monotoner und belastender als die Bergetappen und von der Isar sieht man am ersten Tag primär den Kanal, am zweiten sieht man sie nur manchmal durch die Büsche blitzen.
Lenggries - Belluno, das sind einigen Highlights der Alpen und eine tolle Wanderung.
Der Abstieg nach Belluno sicher auch noch ein Highlight - am Vortag hat man mit dem Schiara Klettersteig den sportliche Höhepunkt erlebt, man wacht noch mal in einer typischen Alpenvereinshütte auf, dann geht es den Berg runter, der Wald wird höher, die ersten Häuser kommen, es wird urbaner – und am Schluss läuft man in eine typische italienische Stadt ein, die Leute sitzen in den Cafés und Bars - und das Ganze hat nichts alpenländisches mehr. Abends dann ein tolles italischeres Menu, nach all dem Hüttenessen. Eigentlich ein toller Abschluss.
Den Col Visentin fand ich auch noch einmal beeindruckend – der Blick auf einer Seite zurück bis zu Civetta und Schiara und auf der anderen Seite bis zur Adria und der Lagune von Venedig, toll, das verschmerzt man auch dass die Hütte nicht die schönste der Tour ist. Auch der Abstieg zum Maria See und die Weinberge um Arfanta sind noch sehr schön, doch spätestens ab Mühle gibt es nur noch feste Wege.
Die Piave Ebene ist nur nervig. Entweder Damm oder Straße, zersiedelte Landschaft, reizlose Orte, Hitze, hatschen, hatschen hatschen. Drei Wochen ohne Blasen, doch hier sind sie kaum zu vermeiden.
Niemand kann den Weg schön nennen, doch nach 3 Wochen in den schönsten Bergen ist es noch schlimmer. Das Ganze ist kein Lustgewinn, es geht nur ums Ankommen. Nervige Qual, nur um „es sich zu beweisen“ – kein Mensch in meinem Umfeld hat verstanden warum ich mir das zugemutet habe, das Ganze ist also nur das Erreichen eines persönlichen Ziels.
Auch der Einlauf nach Venedig war für mich eine Anti-Klimax. Nach nerviger Straßenwanderung von Lido de Jesolo (das Bad in der Adria war für mich schon ein tolles Ziel), und der Fähre kommt man eben nicht am Markusplatz an, sondern einen halben Kilometer davon entfernt. Man schiebt sich durch Menschenmassen, Selfie-knipsenden Chinesen, schlimmer als Disneyland, und dann kommt man endlich genervt am Markusplatz an. Und das war’s jetzt?
Also, man kann sich eine Woche sparen, damit wird die Wanderung in „normalen“ Urlaubszeiten einfacher umsetzbar, und dann vielleicht den Bus nach Venedig nehmen. Die Piave Ebene hat nur den Wert, dass man es sich beweist und zum Ziel quält. Kein toller Abschluss einer so tollen Wanderung.
Wie habt ihr das erlebt?