Hallo,
man ließt oft nur im Nebensatz oder zwischen den Zeilen wie man sich den Weg vorstellen muss. Abgesehen von der physis: Kann ich das ohne wirkliche Vorerfahrungen am Berg laufen? Ist es leicht möglich den Weg zu verlieren, abzurutschen etc? Findet mich jemand falls ich mich verletze? Ich war mal im nordschwedischen Fjell in einem Hochtal unterwegs, allerdings in einer Gruppe in der wir gut aufgehoben waren und selbst keine Entscheidungen zu treffen hatten. Danke für Stimmen!
M - V mit wenig Bergerfahrung?
Lagrange, Samstag, 30. Juni 2012, 09:18 (vor 4533 Tagen) @ Horst
Hallo Horst,
es gibt Leute, die mit quasi keiner Bergerfahrung nach Venedig gelaufen sind. Ein Beispiel samt anschaulichem Bericht findest Du hier: http://www.vonmuenchennachvenedig.de/
Aus grundsätzlichen Gründen empfehle ich Dir trotzdem, im Vorfeld zumindest ein paar Tagestouren in den Alpen und vielleicht auch eine kleine Hüttentour auszuprobieren. Danach hast Du einen kleinen Einblick, was auf Dich tatsächlich zukommt: wie so ein Steig aussieht, wie sich 1000 Höhenmeter und mehr in praller Sonne anfühlen - aber auch, wie schön es sein kann, die Hütte zu erreichen, die Landschaft zu genießen etc. pp. ...
M - V mit wenig Bergerfahrung?
Horst, Samstag, 30. Juni 2012, 12:04 (vor 4533 Tagen) @ Lagrange
Oay, vielen Dank soweit!
M - V mit wenig Bergerfahrung?
Andy, Dienstag, 03. Juli 2012, 15:53 (vor 4530 Tagen) @ Horst
Hallo Horst,
ich bin begeisterter Wanderer und Bergsteiger, was durch meine Wohnortnähe zum Allgäu fast schon logisch ist. Jedoch mache ich dies erst seit ca. 10 Jahren (bin jetzt 33). In dieser Zeit habe ich mich (unbewusst) stetig gesteigert - was in den Anfangsjahren als "schwierig und nicht zu schaffen" eingestuft wurde, ist heute mit einer gesunden Portion Respekt (noch immer!) locker zu schaffen. Ich will damit sagen: Bergtouren kann man nicht von null auf 100 schaffen, auch nicht mit der teuersten Ausrüstung. Wie in so vielen Dingen brauchst Du dafür Erfahrung und die kann nach und nach durch viele Touren gelernt werden. Der Weg von München nach Venedig auf der Grasslerschen Route führt wenigstens 2/3 durch Berggebiete, ja oft im Hochalpinen Bereich (Friesenbergscharte, Birkkarspitze,...). Falls Du vom vorgenannten M-V-Bericht glaubst, daß der Schreiber hier alles locker und easy abgewandertn sei, irrst Du. So ein Bericht mit schönen Fotos und schmückenden Worten lässt sich daheim am PC in Ruhe entspannt lesen. Jeden Tag die Etappen schaffen (zu müssen manchmal!), in oft fast weglosem Gelände, gnadenlos heiße Sonne, Regen, vielleicht Schnee, Erschöpfung, mal Unlust, jeden Abend ein anderes Bett, einfache Hütten ohne gewohnten Luxus, Schnarcherlager zum Schlafen... das sind Worte, die nicht mehr ganz so spannend klingen, jedoch auf dem Weg zu 100% vorkommen werden. Ich habe zusammen mit meiner Frau die Tour 2009 begangen. Wir hatten zum Glück fast nur gutes Wetter und genügend Zeit (gerade dies sind auch Kriterien die entscheidend zum Erfolg beitragen können!) Wir haben jeden Kilometer auf diesem Weg genossen, jedoch war mancher Kilometer auch sehr anstrengend und zehrend. Bergsteiger bzw. Weitwanderer müssen keine Helden sein, sondern besonnen an ihr Tageswerk gehen. Respekt vor dem Gelände und Selbsteinschätzung (nicht Selbstüberschätzung!) gehören als wichtiges Werkzeug zum sicheren Gehen dazu. Außerdem will ein solcher Weg sehr gut vorbereitet sein: Kartenstudium, Ersatzrouten oder-Abstiege bei schlechtem Wetter, passende Ausrüstung etc. Wir haben damals gut zwei Monate intensiv vorbereitet und auch auf mehreren (Zwei-)tagestouren in den Bergen trainiert. Da spürst Du dann was es heißt, 12 kg 1000 hm hoch und wieder runter zu tragen... Ich will Dir die Tour nicht ausreden, sondern Dir eher Mut machen, noch von wohl eindeutig fehlenden Erfahrungswerten möglichst viele dazuzubekommen um dann einmal den Weg sicher gehen zu können. Dann macht die Mühe auch Spaß und ist nicht jeden Tag unkalkulierbares Risiko - denn in den Bergen kann auch ein kleiner Fehler schlimme Folgen haben.
M - V mit wenig Bergerfahrung?
Jürgen , Mittwoch, 04. Juli 2012, 00:22 (vor 4530 Tagen) @ Horst
Hallo Horst
Ist es leicht möglich den Weg zu verlieren, abzurutschen etc?
Ja
Findet mich jemand falls ich mich verletze?
Früher oder später: ja. Die Frage ist, wie deine Verfassung dann ist.
Ich war mal im nordschwedischen Fjell in einem Hochtal unterwegs,
allerdings in einer Gruppe in der wir gut aufgehoben waren und selbst
keine Entscheidungen zu treffen hatten.
Das heißt, du hast keine Erfahrung damit, selbst Entscheidungen zu treffen?
Kann ich das ohne wirkliche Vorerfahrungen am Berg laufen?
Meinst du, du erhältst hier die Absolution den Weg zu gehen?
Sicher gehen viele Leute ohne Bergerfahrung den Weg und kommen ohne Probleme durch. Allerdings ist immer die Frage im Hintergrund: Was passiert, wenn etwas nicht optimal läuft? Wettersturz, Schnee, Verletzung, Erschöpfung.
Dann fängt der Bereich an, wo die eigene Erfahrung plötzlich wichtig wird.
Gestern sind fünf Berliner Bergsteiger am Lagginhorn abgestürzt - als Seilschaft. Pech gehabt? Mangelnde Erfahrung, obwohl der Gipfel leicht sein soll? Die Miss Schweiz war immerhin auch schon oben.
Auf jeder Bergtour besteht ein gewisses Risiko. Über viele Stellrädchen kann sich dieses Risiko verändern. Der Punkt "Erfahrung" ist eines davon. Ob du bereit bist, ein gewisses erhöhtes Risiko in Kauf zu nehmen, musst du selbst entscheiden.
Wenn deine bisherigen Erfahrungen in einer geführten Norwegentour waren und du dich damit gut aufgehoben gefühlt hast, würde ich mir an deiner Stelle überlegen, den M-V-Weg auch als organisierte Tour zu machen (Summit-Club o.ä.)
Oder eventuell den E5 (Oberstdorf - Meran in einer Woche) vorzuschalten. Dort wirst du garantiert bei einer Verletzung gefunden. Bestimmt bereits nach 5 Minuten.
Danke für Stimmen!
Hier hast du sie
Viele Grüße
Jürgen
M - V mit wenig Bergerfahrung?
Horst (I), Mittwoch, 04. Juli 2012, 12:41 (vor 4529 Tagen) @ Jürgen
Bei den vielen Bedenken fehlt mir ein Ratschlag, den nicht so Erfahrene unbedingt beachten sollten:
Die Hochgebirgsetappen n i e alleine gehen!
Was fällt mir noch spontan ein: Taschenlampe für Notsignal, Trillerpfeife und (leichten) Biwaksack mitnehmen und unbedingt die Ratschläge der Hüttenwirte beachten, z.B. mal eine Schlechtwetterfront (Nebel!) zur Regeneration aussitzen und lieber später mal bei engem Zeitkorsett den Bus nehmen
Im übrigen: Lass Dich nicht entmutigen!
M - V mit wenig Bergerfahrung?
Horst, Mittwoch, 11. Juli 2012, 19:42 (vor 4522 Tagen) @ Horst (I)
Ok, danke für die vielen Ratschläge!