Noch eine andere Sichtweise

AV Tirol ⌂ @, Hall in Tirol, Freitag, 09. September 2011, 23:39 (vor 4824 Tagen) @ Ludwig

Hallo! Selten habe ich einen so sauren Eindruck eines Mü-Ve-Gehers nach vollbrachter Tat gelesen, (leider erst jetzt, sonst hätt ich schon unverzüglich geantwortet. Bin selbst eineinhalb Mal gegangen, manche Abschnitte gehe ich jährlich. Bin sehr viel auf unseren Hütten, in denen V-Geher einkehren. Tut mir irgendwie leid für Ludwig, dass die Tour so negative Eindrücke hinterlassen hat. Mein subjektiver Eindruck ist jährlich, dass sich 99 % über die Tour sehr positiv und erfüllt äußern.
Ich halte auch nichts von diesen höchstpersönlichen Hütteneindrücken hier im Forum, die natürlich nur sehr subjektiv gehalten sein können, von ganz unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnissen ausgehen. Auf keiner Hütte ist es jedes Jahr und jeden Tag gleich. Solch subjektive Erfahrungen, die ein Gesamturteil unterstellen, noch dazu , wenn sie wie bei Jan 5 Jahre zurückliegen, bringen nichts, sorgen nur für Missstimmung, Irritation und Verärgerung . Ich kann im Einzelfall nicht nachvollziehen, warum etwas so positiv oder negativ drüber gekommen ist. Pauschales Schlechtreden von AV-Hütten ist unangebracht, weil ich weiß, wie sehr sich die einzelnen Hüttenpächter und Wirte/innen sowie die hüttenbesitzenden AV-Sektionen bemühen, dass alles für den Gast möglichst positiv abläuft. Nur ein zufriedener Hüttengast ist ein guter Gast – und kommt vielleicht wieder. Ich spreche hier von Tirol, wo ich für 38 OeAV-Hütten zuständig bin und alle selbst aus eigenen Erfahrungen kenne. Es wird immer weder einzelne Ausrutscher geben, weil unterschiedliches Niveau und unterschiedliche Erwartungen. Im Einzelnen will ich zur Hüttenkritik nichts sagen, denke mir nur meinen Teil.
Nur: Einmal ist die Glungezerhütte ausgelassen, die sich sehr professionell um ihre Gäste bemüht, unter schwierigsten Bedingungen wirtschaften muss (höchstgelegene OeAV Hütte in Nordtirol).
Die Lizumerhütte als „Hotel“ zu bezeichnen, ist schlichter Nonsens, um es vorsichtig zu sagen. Nur weil hier eine Hütte, auf grund von Behördenvorschriften und Gästekritik in Sachen Brandschutz, Hygiene, Massenlager, Gewerbebehörde etc. den Wünschen der Hüttengäste angepasst wurde, der Altbestand komplett erhalten blieb, der Bettentrakt neu gebaut werden musste, weil er behördlich gesperrt worden wäre, alles in Holz ausgeführt (das vor der Hüttentüre nachwächst), und in Stein gehalten ist, der vor der Hütte lagert, mit mittlerweile 3 Duschen (weil 2 bei 80 Schlafstellen zu wenig waren, und genügend Wasser vorhanden ist) – und die Küche in Nirosta ausgeführt werden musst, wegen Hygiene usw. Alle Betten in Zimmerlagern und Zimmern sind einfache Stockbetten aus Holz, ohne Bettwäsche, jeder braucht seinen Hüttenschlafsack. Nur das Stiegenhaus musst in Beton wegen Brandschutz und als Brandabschnitt ausgeführt werden.
Deshalb gilt die Lizumerhütte in DAV und OeAV als Musterbeispiel für eine gelungene Hüttensanierung und Vorzeigeprojekt. Wo bitte ist da das „Hotel“?- Also bitte mehr Infos einholen, bevor man so was hinknallt und mehr Sachlichkeit.
Nicht von ungefähr werden die Lizumerhütte und seit heuer auch die Glungezerhütte von den tausenden Hüttengästen als eine der besten Hütten zwischen Mü und Venedig gelobt. Zur überhand nehmenden, organisierten und völlig unbedachten Unsitte der Selbstversorgerei und Schnorrerei will ich hier derzeit nichts sagen; es gibt bei den Wirten immer Verständnis, wenn einer wirklich nichts hat, in Ausbildung ist. Nur soviel: Nur die Alpenvereinshütten mit ihren Sektionen und Mitgliedern sorgen in Eigenregie durch ehrenamtliche Helfer für die ständige, mühsame Instandhaltung der alpinen Wege und Steige, für Betafelung, Markierung, Pflege und diverses Service, nicht die Privathütten oder andere, wie Voldertalhütte (Naturfreunde). Und zu bedenken: Eine einzige WC-Spülung auf einer hochgelegenen Hütte kostet, inkl. Errichtung, Wasserhochbehälter, Ver- u. Entsorgungsleitung und Benützungsgebühr, Steuern und Abgaben an Gemeinde für Wasser u. Abwasser, 4 – 5 Euro!
Lassen wir also die Kirche im Dorf, und freuen uns über diese Gäste, die die Hütte zufriedengestellt und gut betreut verlassen und in guter Erinnerung behalten und so gerne wiederkommen.
Gerald Aichner, OeAV Tirol Vorsitzender. www.tuxeralpen.at www.alpenverein.at/tirol


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